Enkeltrick & Co. – nicht mit uns! / Fall des Monats
Kein Gewinn unter dieser Nummer
„Enkeltrick & Co“: 72-Jährige freut sich zu früh über angebliches Glück im Spiel / Betrüger-Bande erbeutet 1.000 Euro mit falschem Versprechen
Im „Fall des Monats“ stellen Polizei und Innenministerium Fälle von „Enkeltrick & Co.“ vor, die sich tatsächlich zugetragen haben. Personenbezogene Angaben sind dabei anonymisiert.
Annemarie T. aus Nonnweiler ist Mitte Dezember 2022 Opfer von Telefonbetrügern geworden. Ein Unbekannter rief am 14. Dezember mit unterdrückter Nummer bei der 72-jährigen Frau an und beglückwünschte sie ganz unvermittelt zum Gewinn eines Autos im Wert von 38.000,- Euro. Der Gegenwert könne auch in bar ausgezahlt werden. Sie habe das große Los bei einem Gewinnspiel gezogen, so die Erzählung. Die ältere Dame konnte sich zwar nicht daran erinnern, an einem Gewinnspiel teilgenommen zu haben. Gleichzeitig freute sie sich aber sehr über ihr vermeintliches Glück und malte sich schon aus, wie sie ihre Kinder mit dem unerwarteten Geld unterstützen könnte.
Für den nächsten Tag um 11 Uhr kündigte der freundliche Mann am Telefon einen weiteren Anruf an, in dem die Gewinnübergabe besprochen werden sollte. Am 15. Dezember meldete sich auf die Minute pünktlich ein angeblicher Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes bei Annemarie T. und gab vor, dass ein Notar ihr den Gewinn am nächsten Tag vorbeibringen werde. Sie selbst müsse jedoch den Sicherheitsdienst und die Notarkosten übernehmen. Dazu solle sie bitte „Google-Pay-Karten“ im Gegenwert von 1.000,- Euro besorgen. Diese Geldwertkarten, die man in jedem Supermarkt oder auch an Tankstellen erhält, sollte die Geschädigte bei der Gewinnübergabe dem angeblichen Notar aushändigen.
Die 72-Jährige hegte keinerlei Misttrauen und erwarb die Geldwertkarten. Am nächsten Tag meldete sich dann der erste Anrufer wieder und berichtete ihr, dass der vermeintliche Notar einen Unfall gehabt habe. Deshalb müsse die Gewinnübergabe verschoben werden. Um sicher zu gehen, dass sie sich auch wirklich um die Geldwertkarten gekümmert habe, solle sie schon einmal die Codes der Karten durchgeben. Arglos kam Annemarie T. der Aufforderung nach. Ihr war nicht bewusst, dass diese Codes ausreichen, um die Geldwertkarten einzulösen. Damit hatte die Betrüger-Bande mit geringem Aufwand bereits 1.000,- Euro Beute gemacht.
Während die Geschädigte gutgläubig auf die Gewinnübergabe wartete, meldeten sich die dreisten Täter mit einer neuen Geschichte bei ihr. Demnach habe sie nicht nur 38.000,- Euro, sondern aufgrund eines Zahlendrehers sogar 83.000,- Euro gewonnen. Daher müsste sie aber weitere 2000,- in Geldwertkarten bereitstellen. Jetzt schöpfte Annemarie T. Verdacht und erstattete Anzeige bei der Polizei. Einen Gewinn erhielt sie nie. Die Geldwertkarten waren längst unter Verwendung von falschen Personalien eingelöst und die Anrufe waren nicht mehr zurück zu verfolgen.
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